Der Michailowski-Palast

Dmitri Grigorjewitsch Lewitski (1735–1822) war vielleicht der hervorragendste russische Porträtmaler der Epoche des Aufklärungs-Klassizismus. Das "Porträt der Katharina II. als Gesetzgeberin" (1783) ist ein Beispiel für repräsentative Porträts mit Symbolen und Allegorien. Die Kaiserin ist im Tempel von Justitia, der Göttin der Gerechtigkeit, dargestellt. Katharina II. (1729-1796) erscheint vor einer Statue der Göttin als Gesetzgeberin. Das Verbrennen der Mohnblumen auf dem Altar symbolisiert, dass die Kaiserin ihre Gemütsruhe dem öffentlichen Glück spendet. Der Lorbeerkranz anstelle der üblichen Kaiserkrone, das Zeichen des Ordens vom heiligen Wladimir und die Bücher zu ihren Füßen bezeichnen Wahrheit und Auszeichnung für ihre Arbeit zum Wohl des Vaterlandes. Das Meer in der Ferne mit Merkur auf der wehenden Flagge sind Zeichen eines vom Gesetz geschützten Handels. Dieses Porträt wurde dem Künstler vom Fürsten A. A. Bezborodko für dessen Haus in der Potsdamer Straße in Auftrag gegeben. Wiederholt wurden davon Kopien und Gravuren gemacht.

Der im Norden in der Provinz Archangelsk tätige Steinmetz Fedot Iwanowitsch Schubin (1740-1805) bewies durch sein Leben und Schaffen eine Liebe zur Volkskunst. Vor allem seine Schnitzereien auf Knochen (von Mamont, Walross, u. anderen heimischen Tieren) machten den Meister aus Archangelsk berühmt. Viele seiner Marmorporträts sind Beweis hoher Fertigkeit im Umgang mit harten Materialien, und der Kunst die Originale mit größtmöglicher Ähnlichkeit zu reproduzieren. Seine Porträts sind jedoch nicht nur genaue Kopien, sie sind gleichzeitig auch Charakterstudien. Schubin fürchtete keine Details, die stören könnten, das Entscheidende an seinen Porträts war für ihn, die Persönlichkeit sichtbar zu machen. Die Sammlung von Schubins Werken im Russischen Museum ist die weltweit vollständigste. Die große Marmorskulptur "Katharina II. als Gesetzgeberin, 1789" zeigt Schubin als Meister der Allegorien und dekorativen Formen. Die Statue wurde im Auftrag des Reichsfürsten Gregori Alexandrowitch Potjomkin (1739-1791) für den Tawritscheski-Palast erstellt. Die alternde Kaiserin wurde mit Hilfe allegorischer Attribute und eines weichen poetischen Gestaltungs-Stils machtvoll und fraulich zugleich dargestellt.