Der Michailowski-Palast

Nach der Genres Hierarchie, die die Russische Akademie seit Mitte des 18. Jahrhunderts etablierte, gehörte die Krone offiziell dem historischen Genre. Nach den Vorbildern in Europäischen Akademien, in denen russische Meister ihre Kunst perfektionierten, entstanden in Russland historische Gemälde, vor allem nach Themen aus der Bibel und der Mythologie, seltener aus der eigenen Geschichte. Das Russische Museum besitzt eine wundervolle Sammlung von Werken dieser akademischen Kunstrichtung von ihren Anfängen bis in die Zeit der 1980er Jahre.

Eine besondere Rolle in der Entwicklungsgeschichte des historischen Genres in Russland spielt das Gemälde von Anton Pawlowitsch Losenko (1737-1773) „Wladimir und Rogneda“ (1770). Dieses Werk zeigt eine Episode aus der Nationalgeschichte (10. Jahrhundert): Der Fürst Wladimir Swjatoslawowitsch (958-1015), genannt Wladimir der Heilige, der Große oder der Apostelgleiche, der das Christentum im Altrussland einführte (988), ließ sich in Nowgorod nieder und wollte Rogneda, die Tochter des Polowezki-Fürsten gegen deren Willen zur Frau nehmen. Mit Hinterlist und Macht bekam er sie trotz ihres Widerstandes. Die auf dem Bild dargestellten, einfachen russischen und polnischen Bürger verleihen dem Gemälde Vitalität, nationalen Charakter und geschichtliche Authentizität.